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In einem hellen Raum sitzen mehrere Kinder mit einer Erzieherin an einem Tisch und malen mit Wasserfarben. Die Kinder sind konzentriert bei der Arbeit und wirken fröhlich, die Erzieherin schaut ihnen lächelnd zu.

(Foto: Yan Krukov/pexels.com)

Ein Meilenstein für mehr Familienfreundlichkeit: Rat beschließt Abschaffung der Kitagebühren in Unna

Historische Entscheidung im Stadtrat: Das Kommunalparlament der Kreisstadt Unna hat in seiner Sitzung am Donnerstag, 30. Oktober, beschlossen, die Elternbeiträge für die Betreuung in Kindertageseinrichtungen und in der Kindertagespflege vollständig abzuschaffen. Das bedeutet, dass Eltern in Unna schon ab dem nächsten Kindergartenjahr 2026/2027 keine Beiträge mehr zahlen müssen. Unna ist damit nach Monheim am Rhein und Gelsenkirchen die erst dritte von insgesamt 396 Städten und Gemeinden in NRW mit vollständiger Beitragsfreiheit.

Bürgermeister Dirk Wigant unterstrich in seiner Rede vor dem Rat, dass er sich persönlich mit Überzeugung für die Beitragsfreiheit eingesetzt habe, „weil sie einen wichtigen Unterschied macht: Für unsere Familien. Für unsere Wirtschaft. Und für Unna als Zukunftsort.“ In Unna werde über Familienfreundlichkeit nicht bloß geredet, sondern sie werde umgesetzt, betonte Wigant.

 

Frühkindliche Bildung für alle – unabhängig vom Geldbeutel

Bildung ist ein Grundrecht und beginnt bereits in den ersten Lebensjahren. Mit der Beitragsfreiheit erhalten künftig alle Kinder in Unna einen gleichberechtigten Zugang zu frühkindlicher Bildung – unabhängig von Einkommen oder Herkunft. Damit stärkt die Stadt die Chancengerechtigkeit und trägt dazu bei, Bildungsdefizite frühzeitig zu vermeiden. Die Entscheidung zur Beitragsfreiheit sei aber nicht nur gut für die Kinder und ihre Familien, sondern stärke auch die Gleichstellung und die heimische Wirtschaft. „Wir wissen: Gute Kinderbetreuung ist heute Standortfaktor“, sagte Bürgermeister Dirk Wigant. Wer junge Familien halten oder anziehen wolle, wer Fachkräfte gewinnen wolle, der müsse Voraussetzungen schaffen, damit Eltern überhaupt arbeiten könnten. 

Die bisherige Staffelung der Beiträge habe vor allem bei Müttern, die nach der Geburt eines Kindes zurück in den Beruf oder Stunden aufstocken wollten, oft zu Verunsicherung geführt, weil schon kleine Einkommenssteigerungen große Beitragssprünge auslösen konnten. „In der Realität bedeutet das: Es sind oft Frauen, die auf einen Wiedereinstieg in den Beruf verzichten – weil sich dieser Schritt finanziell kaum lohnt. Mit der Beitragsfreiheit bauen wir diese Hürden jetzt vollständig ab“, führte Dirk Wigant aus.

Gleichzeitig profitieren die Unternehmen: Wenn wieder mehr Eltern in den Beruf einsteigen oder ihre Arbeitszeit erhöhen, wenn sich mehr junge Familien aufgrund der Beitragsfreiheit für einen Arbeitsplatz und Wohnsitz in Unna entscheiden, bedeutet das einen echten Standortvorteil für Unna in Zeiten des Fachkräftemangels. 

 

Solide Finanzen als Grundlage

Mit dem Wegfall der Gebühren verzeichnet die Kreisstadt Unna ab dem 1. August 2026, also mit Beginn des nächsten Kindergartenjahres, zunächst Mindereinnahmen von 910.000 Euro bis zum Jahresende 2026. Ab 2027 sind Mindererträge in Höhe von 2,18 Millionen Euro in der Haushaltsplanung berücksichtigt. Die Umsetzung der Beitragsfreiheit wurde möglich, weil die Kreisstadt Unna in den vergangenen Jahren konsequent Haushaltsdisziplin geübt und Schulden abgebaut hat. 

Dadurch entfallen jetzt dauerhaft Zinsaufwendungen, die den städtischen Handlungsspielraum in der Vergangenheit eingeschränkt haben. Mit der Entscheidung entfällt künftig zudem der aufwendige Verwaltungsprozess zur Erhebung der Beiträge. Die Prüfung von Einkommensunterlagen, Beitragsberechnungen oder Widerspruchsverfahren wird nicht mehr nötig sein. Dies führt zu einem spürbaren Bürokratieabbau und einer effizienteren Verwaltung. 

 

Zusätzliche Investitionen in Kita-Qualität durch Ausbau und Sprachförderung

Klar ist auch: Die Beitragsfreiheit geht nicht zulasten der Träger und der Tagespflegepersonen. Die Kindertageseinrichtungen in freier und kirchlicher Trägerschaft bekommen von der Stadt weiterhin die gleichen Zuschüsse wie bisher – verlässlich und planbar.

Darüber hinaus unterstützt die Kreisstadt Unna die Kita-Träger auch weiterhin mit freiwilligen Investitionen in die Qualitätsentwicklung der Kita-Betreuung. Hierzu beschloss der Rat weitere finanzielle Unterstützung von Kita-Baumaßnahmen und Sprachförderung. Damit wichtige Kita-Projekte in Unna wie geplant umgesetzt werden können, übernimmt die Kreisstadt fehlende Eigenanteile des Trägers AWO Ruhr-Lippe-Ems. Betroffen sind der geplante Ausbau der Kitas „Rasselbande I“ in Königsborn und „Lilliput“ in Lünern sowie Personalkosten für die Sprachförderung im Programm „Sprach-Kitas“. Um die Projekte abzusichern und die Versorgungsqualität in der Kindertagesbetreuung weiter zu stärken, stellt die Stadt für die Baumaßnahmen insgesamt rund 657.000 Euro und für das Sprach-Kita-Programm zusätzlich rund 17.000 Euro jährlich bereit. 

Hintergrund ist eine neue Regelung des Landes, nach der Eigenmittel künftig nicht mehr aus der Landesförderung nach dem Kinderbildungsgesetz stammen dürfen. Ohne die Unterstützung der Stadt könnten deshalb die dringend benötigten Aus- und Umbaumaßnahmen nicht umgesetzt werden.