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Stadt legt Ausbauprogramm für Radinfrastruktur vor

Es ist das größte Infrastrukturpaket für den Radverkehr, dass die Kreisstadt Unna jemals aufgelegt hat. Insgesamt 27 Maßnahmen, einige größer, andere kleiner, sollen bis 2025 dafür sorgen, dass nicht nur die Sicherheit der Radfahrer weiter erhöht wird, sondern sich der Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehrsgeschehen auf mindestens 25 Prozent erhöht.

Rund 60.000 Euro pro Jahr muss die Stadt bis 2025 an Eigenmitteln für das insgesamt 1,5 Millionen Euro teure Ausbauprogramm Radinfrastruktur bereitstellen. „Wir können einen Großteil dieser Summe über Fördermittel finanzieren. Zum Teil ist sogar eine Förderung von 100 Prozent möglich“, erklärt Unnas 1. Beigeordneter Jens Toschläger. 

Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehrsplanung hatte im Februar 2020 die Verwaltung beauftragt, ein mittelfristiges Ausbauprogramm für die Radinfrastruktur 2021 bis 2025 aufzustellen, um den Radverkehr in der Stadt zu fördern und damit CO2-Emissionen des motorisierten Individualverkehrs zu reduzieren. Herausgekommen ist dabei nun ein Maßnahmenpaket, welches unter anderem den Bau von Radwegen, Fahrradstraßen oder auch Radparkanlagen vorsieht.

Übergeordnete Rolle für den Radverkehr

„Ziel ist es, in vielen Bereichen der Stadt dem Radverkehr künftig eine übergeordnete Rolle im Gesamtverkehrsgeschehen einzuräumen“, erläutert Toschläger. Dazu gehört vor allem der Ausbau des Afferder Weges, bei dem die Stadt nun quasi den umgekehrten Weg einschlägt. Sollte in der ursprünglichen Planung dem Autoverkehr dort Vorrang gewährt werden, sollen es künftig die Radfahrer sein, die in diesem Bereich bevorrechtigt sein sollen. Durch eine bauliche Veränderung im Bereich Afferder Weg/Königsborner Straße soll die Geschwindigkeit für Autofahrer soweit reduziert werden, dass Radfahrer gefahrlos dort die Straße queren können. In Richtung Kamen-Methler erhalten Radfahrer an dieser Stelle eine eigene Radspur, die die Radfahrer von den Autofahrern trennt. Möglicherweise ließe sich so der Autoverkehr vermehrt auf die Hansastraße verschieben.

Weitere große Maßnahmen werden der Bau von Radwegen entlang der Fröndenberger Straße zwischen Landwehr und Baumstraße und auch der Provinzialstraße zwischen Kleistraße und B1 sein. Für beide Projekte besteht die Möglichkeit einer 100 prozentigen Förderung. „Der Ausbau der Radwege ist ein wichtiger Beitrag für eine attraktive und umweltfreundliche Mobilität“, sagt der 1. Beigeordnete Jens Toschläger.

Auch Aufenthaltsqualität der Fußgänger im Fokus

„Neben der Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer haben wir bei der Entwicklung des Maßnahmenpakets in vielen Bereichen auch die Aufenthaltsqualität der Fußgänger in den Fokus gerückt“, erläutert Jens Toschläger weiter und nennt dabei als ein Beispiel den Innenstadtbereich. Bedingt durch die tagsüber geltende Sperrung der Fußgängerzone für Radfahrer und den umlaufenden Verkehrsring stellt die Unnaer Innenstadt für diejenigen Radfahrer eine Barriere dar, die nicht in der Innenstadt ihr Ziel haben, sondern diese queren wollen. Radfahrer sollen künftig auf unterschiedlichen Routen von Norden nach Süden oder von Westen nach Osten durch die Innenstadt gelangen. Hierfür kann im Wesentlichen auf das vorhandene Straßen- und Wegenetz zurückgegriffen werden; es ist lediglich erforderlich, Problemstellen und Gefahrenpunkte zu entschärfen und die Wegeführung transparent zu verdeutlichen. So könnte als eine von mehreren Maßnahmen im Bereich der Wasserstraße/Josef-Stroethoff-Straße die Anzahl der Parkplätze verringert werden, um dem Radverkehr mehr Verkehrsraum anzubieten.

Die Einrichtung eines Verkehrsringes ist ebenfalls in dem vorgelegten Maßnahmenkatalog berücksichtigt. Weitere Maßnahmen sehen Umwidmungen in Fahrradstraßen oder die Einrichtung von Radstreifen vor. „In viele dieser Maßnahmen sind auch Anträge des ADFC mit eingeflossen“, erklärt Jens Toschläger. Zudem habe sich der ADFC bereit erklärt, die künftigen Projekte fachkundig im Austausch mit der Stadt zu begleiten.

Neustrukturierung des Fahrradparkens

Zum Ausbauprogramm Radinfrastruktur gehört zudem die Neustrukturierung des Fahrradparkens in der Innenstadt. Vor allem aufgrund des Routenkonzepts und der Neugestaltung der Fußgängerzone und auch des Alters vieler Radparkanlagen ist das Konzept des Radparkens überarbeitungsbedürftig. Dabei sind die Anforderungen an entsprechende Anlagen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Gute und barrierefreie Zugänglichkeit, kurze Wege zu den Zielpunkten, eine gute soziale Kontrolle und ein attraktives Ständersystem sind dabei wichtige Kernpunkte. Dies gilt auch und gerade für Berufspendler auf dem Fahrrad, die für einen halb- oder ganztägigen Parkzeitraum besondere Anforderungen an das Thema Sicherheit (Diebstahlschutz, Witterungsschutz, Beleuchtung) haben. 

Die sich aus dem Zielnetz 2025 ergebenden Hauptrouten zur Innenstadt sollen vor der Fußgängerzone mit einem großzügigen Angebot an Fahrradparkmöglichkeiten ausgerüstet werden. So könnte für die Route C (Wasserstraße) eine neue Parkanlage am südwestlichen Rand am Beginn der Fußgängerzone entstehen.

Die Umsetzung, d.h. die Neueinrichtung bzw. der Austausch der Fahrradparkanlagen soll im Wesentlichen im Kontext der Baumaßnahmen Umgestaltung Fußgängerzone Massener Straße, Hertingerstraße, Bahnhofstraße, Gesellschaftsstraße, Niesenstraße, Morgentor und Neubau des Einkaufszentrums Mühle Bremme realisiert werden, so dass ein Großteil dieser Anlagen bereits im Laufe der Jahre 2022/23 zur Verfügung stehen wird.  

Die entsprechende Vorlage (0061/20) wird in der kommenden Woche dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität vorgelegt.

Zukunftswerkstatt "Verkehrsentwicklung Innenstadt"

Als eine weitere Maßnahme zum Klimaschutz und der Erhöhung des Radverkehrs soll sich die Zukunftswerkstatt "Verkehrsentwicklung Innenstadt" mit der Erarbeitung zukunftsorientierter und klimagerechter Verkehrsperspektiven für die Innenstadt befassen. Im Rahmen dieser Zukunftswerkstatt sollen Expert*innen und Bürger*innen in dem Themenfeld Zukunft des Verkehrs in der Innenstadt sowie Verkehrswende aktiv beteiligt werden. Die Zukunftswerkstatt dient dazu, mit den Beteiligten losgelöst von Sachzwängen Ideen und Visionen einer zukünftigen Mobilität und Lebenswelt in der Innenstadt zu entwickeln.