Stadtgeschichte
Unna: Von der Ackerbürgerstadt zur modernen Kreisstadt
In Unna ist Geschichte überall lebendig: Sei es im Hellweg-Museum, im Stadtarchiv oder an vielen Orten im Stadtbild - Unna hat viel zu erzählen.
Eine Stadt - viele Geschichten
Unna ist eine Stadt mit Geschichte und Zukunft. Die erstmalige urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1032 und die Verleihung der Stadtrechte etwa 260 Jahre später. Seit damals hat die Stadt einen tiefen Wandel von einem Hellwegdorf über eine Ackerbürgerstadt bis hin zur modernen Kreisstadt erlebt.
Der historische Stadtkern, die zahlreichen Fachwerkbauten, der Turm der gotischen Stadtkirche, die prachtvollen Gründerzeitbauten aus den Zeiten der Salzgewinnung und des Solebades Königsborn und nicht zuletzt die Lindenbrauerei, zeugen von der fast 1000-jährigen Geschichte der Hansestadt am Hellweg.
Hautnah erlebbar wird die Unnaer Stadtgeschichte im Hellweg-Museum, das auch den Unnaer Goldschatz, den größten mittelalterlichen Münzfund Westfalens, beherbergt.
Eng verbunden mit der Geschichte Unnas ist der Esel. Der Esel ist kein Wahrzeichen im eigentlichen Sinn, hat sich aber als Symbolfigur für Unna durchgesetzt. Er diente vor allem als Lastentier, als schon vor dem 17. Jahrhundert in Unna die Salzgewinnung ein wichtiger Wirtschaftszweig war. Später war es die Kohle, die für Wohlstand in dieser Stadt sorgte.
Ihrer Tradition verbunden ist Unna heute Mitglied im Westfälischen Hansebund und im Internationalen Hansebund.
Wenn Sie mehr über die Unnaer Stadtgeschichte erfahren möchten, lohnt sich ein Besuch im Hellweg-Museum Unna - den Kontakt finden Sie auf dieser Seite.
Auch unser Stadtarchiv bietet Geschichtsinteressierten die Möglichkeit, tiefer in die Historie der Kreisstadt einzutauchen.
Öffnungszeiten und Kontakt
Stadtarchiv Unna
Lindenplatz 1
59423 Unna
Zimmer 0.19 (EG)
Tel.: 02303/103-4799
Mail: stadtarchiv(at)stadt-unna.de
Ihre Ansprechperson:
Dr. Frank Ahland (Stadtarchivar)
Tel.: 02303/103-4700
Mail: frank.ahland(at)stadt-unna.de
Öffnungszeiten
Montag
geschlossen
Dienstag
9.00 – 12.00 Uhr
Mittwoch
9.00 - 12.00 Uhr und 13.30 – 18.00 Uhr
Donnerstag
9.00 - 12.00 Uhr und 13.30 – 16.00 Uhr
Freitag
geschlossen
Stolpersteine in Unna
Mit der Aktion „Stolpersteine“ wendet sich der Künstler Gunter Demnig seit Jahren in Deutschland den Opfern des Nationalsozialismus zu. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der NS-Zeit verfolgt, vertrieben, verschleppt, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Seit 1995 hat Demnig mehr als 70.000 Erinnerungssteine in Europa in das Straßenpflaster gesetzt.
In die Messingoberfläche der Betonsteine sind die Namen und biografischen Daten der Opfer, Zeitpunkt und Ort der Verschleppung und das weitere Schicksal eingraviert. Sie werden meist vor den letzten frei gewählten Wohnorten der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster oder den Belag des Gehwegs eingelassen.
In Unna hat Gunter Demnig seit 2007 über 300 Stolpersteine verlegt, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern, die in Unna lebten und wirkten. Angelehnt an Stadtarchiv und die VHS-Gruppe "Spurensuche" engagieren sich Ehrenamtliche beispielhaft für diese niedrigschwellige Form der Erinnerungskultur, recherchieren das jüdische Leben vor Ort und initiieren die Verlegung der Stolpersteine.
Im Juni 2024 wurden in Unna-Königsborn erstmals fünf Stolpersteine für Opfer des Massenmordes an Menschen mit Behinderung verlegt.
Anlässlich dieser Verlegung hat das Stadtarchiv Unna einen Flyer herausgegeben.
Eine Auflistung der in Unna verlegten Stolpersteine wurde auch auf Wikipedia veröffentlicht.
Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite "Jüdisches Leben in Unna". Hier werden unter Anderem die Biographien der Menschen veröffentlicht, für die diese Stolpersteine gelegt wurden.
Video: Eine Anleitung zum Putzen von Stolpersteinen
Über 300 Stolpersteine erinnern in Unna an die Opfer des Nationalsozialismus.
Wenn Sie Lust haben, selbst einen Stolperstein zu pflegen, schauen Sie sich gerne unser Video mit einer Putzanleitung des Arbeitskreises Spurensuche der VHS Unna, Ahnenforscher-Stammtischs Unna und des Stadtarchiv der Kreisstadt Unna an.
Passende Putzausrüstung können Sie sich im Stadtarchiv ausleihen.
Wir freuen uns über Ihr Engagement!
Sollten Sie oder Ihr Verein außerdem Interesse haben, Teil der nächsten offiziellen Putzaktion zu sein oder falls Sie Fragen zum Putzen haben, schreiben Sie gerne eine E-Mail an stadtarchiv@stadt-unna.de.
Eine besondere Geschichte: Der Soldat Ernst Gräwe
In einer bewegenden Veranstaltung wurde am Mittwoch, 9. Oktober 2024, im Bürgerforum Königsborn eine Broschüre zur Erinnerung an Ernst Gräwe vorgestellt. Die Geschichte des Sanitätssoldaten aus Königsborn ist eine ganz besondere. Er wurde getötet, weil er andere Menschen retten wollte. Am 10. April 1945 wurde Gräwe im niederländischen Deventer von seinem Vorgesetzten erschossen, nachdem er sich geweigert hatte, jugendliche niederländische Widerstandskämpfer zu erschießen. Besondere Tragik erfuhr der Tod des 30-jährigen Familienvaters durch den Umstand, dass die Stadt Deventer keine Stunde später durch kanadische Truppen befreit wurde.
Vielleicht sei es bezeichnend für die lange fehlende Wahrnehmung der Geschichte von Ernst Gräwe, dass die Anregung dazu aus dem Ausland kam, sagte Bürgermeister Dirk Wigant in seiner Rede bei der gut besuchten Veranstaltung, an der auch zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Werner-von-Siemens-Gesamtschule teilnahmen. John Egbers, ein ehemaliger Offizier der niederländischen Luftwaffe mit engen familiären Beziehungen nach Deventer und Ingenieur mit Wohnsitz in Delaware (USA), wandte sich 2019 an die Kreisstadt Unna. Er mahnte, der Mut und die hohen moralischen Wertmaßstäbe Gräwes sollten in Unna nicht vergessen werden. „Für das zu sterben, was man für moralisch und richtig hält“, schrieb Egbers, „ohne irgendjemandem zu nützen oder auf Anerkennung durch Freund oder Feind zu hoffen, ist die höchste Form des Heldentums.“
Darum bat er, die Bürgerinnen und Bürger Unnas über Ernst Gräwe zu informieren und mit ihm einen der größten Söhne der Stadt zu ehren. Schließlich seien, so Egbers weiter, die meisten Erinnerungen an diese Zeit negativ und schmerzhaft, Ernst Gräwe dagegen könne erinnert werden als ein leuchtendes Licht in einer Zeit der Verzweiflung und der Dunkelheit.
Als die Geschichte Gräwes im Archiv der Kreisstadt Unna bekannt wurde, absolvierte dort mit Jérémy Gaudais aus Tours gerade ein junger französischer Geschichtswissenschaftler zwischen Studienabschluss und Beginn seiner Dissertation ein Praktikum. Gaudais nahm den Faden auf und verfasste eine Broschüre über das Leben und Sterben Ernst Gräwes. Er recherchierte dafür akribisch in deutschen und niederländischen Archiven, las die verfügbare Literatur und formte aus all dem ein gut lesbares biografisches Porträt.
Der Autor war bei der Vorstellung der Broschüre ebenso anwesend wie einige Familienangehörige Ernst Gräwes. Jens Junkersdorf berichtete davon, wie er selbst auf seinen Stiefgroßvater, den ersten Mann seiner Großmutter, aufmerksam geworden war. Im Jahr 2008 besuchte er als Bundeswehrsoldat den Soldatenfriedhof Ysselsteyn in den Niederlanden – und stand plötzlich völlig unerwartet am Grab von Ernst Gräwe. Sichtlich berührt bedankte er sich nun bei der Kreisstadt Unna „für die posthume Ehrung von Ernst Gräwe, dem geliebten Ehemann meiner Großmutter“.
Weitere Redebeiträge kamen von Historiker Dieter Knippschild und von Jonas Jokiel, Schülersprecher der Werner-von-Siemens-Gesamtschule. Jokiel zitierte die letzten Worte Gräwes, mit denen dieser sich dem Tötungsbefehl seines Vorgesetzten widersetzt hatte. Laut einem Zeitzeugen sagte er: „Ich bin nicht hier, um Menschen zu erschießen, ich bin hierhergekommen, um Menschen zu heilen, ja um Menschen genesen zu lassen.“ Daraufhin packte der Offizier ihn am Arm, zerrte ihn hinter eine Mauer und schoss ihm in den Kopf.
Jokiel schlug rhetorisch geschickt einen Bogen aus der Zeit der Weimarer Republik und der NS-Diktatur ins Hier und Jetzt. Er wünsche sich auch heute Widerstand, „wenn unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung ausgehöhlt werden soll“, sagte Jokiel. Einen würdigen Abschluss fand die Veranstaltung mit der Ballade „Imagine“ von John Lennon, gefühlvoll vorgetragen von Sabina Rudzinska (Gesang) und Gorgin Jamil (Gitarre).
Die Broschüre „Widerstand im letzten Moment – Der Soldat Ernst Gräwe (1914 bis 1945)“ ist im Stadtarchiv sowie im i-Punkt im zib gegen eine Spende von 3 Euro zugunsten der Aktion „Stolpersteine“ erhältlich.
Die Broschüre ist als digitales pdf-Dokument auch über diesen Link abrufbar.
Bildergalerie: Unnas ehemalige Bürgermeister und Stadtdirektoren
In unserer Bildergalerie finden Sie Bilder der Unnaer Bürgermeister und Stadtdirektoren ab 1809. Die Bilder sind ebenfalls in der Galerie in der 1. Etage vor dem Bürgermeisterbüro (Aufgang B) im Rathaus zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung zu sehen
Von den Bürgermeistern von 1809 bis 1851 liegen keine Bilder vor. Es handelt sich um die folgenden Personen:
Rulemann Köster (1753/54 - 1823)
Bürgermeister bis 1809
Leopold Wiethaus (1778-1852)
Bürgermeister von 1809 bis 1815
Heinrich Rocholl (1779-1829)
Bürgermeister von 1815 bis 1829
Heinrich Perizonius (1798 -1868)
Bürgermeister von 1829 bis 1851
Die beiden Bürgermeister, die zur NS-Zeit im Amt waren, sind ebenfalls nicht mit Bildern vertreten. Es handelt sich um die folgenden Personen:
Karl Kloeber (1887-1979)
Bürgermeister von 1933 bis 1939
Der vom NS-Regime eingesetzte Bürgermeister ohne Verwaltungserfahrung, jedoch mit Parteibuch der NSDAP, führte das sog. Führerprinzip in Stadtverwaltung und Kommunalparlament ein. 1939 wurde er Amtsbürgermeister von Fröndenberg
und damit Nachfolger von Gustav Hohendahl.
Gustav Hohendahl (1880-1967)
Bürgermeister von 1939 bis 1945
Wie sein Vorgänger Mitglied der NSDAP, verfügte Hohendahl jedoch zugleich über langjährige Verwaltungserfahrung. Als eine ihrer ersten Maßnahmen setzten ihn die Alliierten nach der Befreiung 1945 ab.
Unnas Ehrenbürger
Die Kreisstadt Unna hat derzeit vier Ehrenbürger. Die Ehrenbürgerschaft kann durch den Rat an Personen verliehen werden, die sich für Unna verdient gemacht haben. Die geehrten vier Persönlichkeiten sind Adolf Eichholz, Josef Ströthoff, Emil Bennemann und Erich Göpfert.
Adolf Eichholz (1832-1903)
Adolf Eichholz wurde 1897 zum ersten Ehrenbürger der Stadt Unna ernannt. Er hat der Stadt in seinen zwei zwölfjährigen Amtsperioden als Bürgermeister ab 1872 die konfessionellen Krankenhäuser, eine Ortskrankasse sowie die "Herberge zur Heimat" (das heutige Standesamt) beschert. 1876 bis 1880 ließ er im Bornekamp das Quellwasserwerk erbauen. Außerdem wurde unter seiner Führung Bad Königsborn maßgeblich vergrößert und an die Eisenbahn angeschlossen.
Josef Ströthoff (1884-1963)
Als zweiter Ehrenbürger Unnas wurde Josef Ströthoff im Jahre 1958 ernannt. Von 1946 bis 1948 war Ströthoff das erste Mal Bürgermeister von Unna und Kreistagsmitglied. Er gründete mit Wilhelm Sieger die IG Metall vor Ort neu und war lange Zeit deren erster Bevollmächtigter und einer der aktivsten Streiter für soziale Belange. Im Jahr 1958 wurde er zum zweiten Mal Bürgermeister von Unna, als der bis dahin amtierende Bürgermeister Rasche verstarb.
Emil Bennemann (1882-1965)
Dritter Ehrenbürger ist Emil Bennemann. Er war Bauer auf dem seit 1486 nachweisbaren Hof Bennemann, der um 1970 aufgelöst wurde. Bennemann war von 1924 bis 1935 Gemeindevertreter in Massen, danach Amtsältester des Amtes Unna-Kamen und erneut Gemeindevertreter und stellvertretender Bürgermeister seit 1952. Im Jahr 1962 wurde er anlässlich seines 80. Geburtstages vom Gemeinderat Massen zum einzigen Ehrenbürger der Gemeinde Massen ernannt. Gleichzeitig wurde Bennemann das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Erich Göpfert (1912-1988)
Im Jahre 1984 wurde als bisher letzter Ehrenbürger Erich Göpfert ernannt. Göpfert war ein Mann der ersten Stunde beim Neuaufbau der Demokratie nach dem 2. Weltkrieg. Er wurde 1958 zum Bürgermeister gewählt und war über 20 Jahre Mitglied im Kreistag. Zu den Verdiensten von Erich Göpfert gehören die Integration der Stadtteile nach der kommunalen Neuordnung 1968. Besonders die Sanierung einzelner Häuser, der Altstadt sowie der Bau von Sporthallen in den Schulzentren, der Eissporthalle und der Stadthalle (die heute seinen Namen trägt) waren ihm ein Herzensanliegen.